3, 2, 1, Pride!

Jedes Jahr im Juni erstrahlen unsere Social Media Accounts in Regenbogenfarben. Für ein paar Wochen im Jahr tauchen sogar einige Firmen ihre Logos in das bunte Farbenspiel. Damit soll Solidarität mit der queeren Community ausgedrückt werden. Und mal ganz unter uns… Es sieht auch noch wunderschön aus, oder? 😉

Ja, wir lieben den Regenbogen. Doch was steckt dahinter? Und ist auch jede gut gemeinte Unterstützung willkommen? Lasst uns mal genauer hinschauen, vielleicht lernen wir noch was 🙂

Ursprung

Der Pride Month hat seinen Ursprung in den mehrtägigen Stonewall Unruhen von 1969, die in der Christopher Street begannen. Ausgelöst durch eine Polizeirazzia im Stonewall Inn, einem beliebten Treffpunkt queerer Menschen, kam es zu gewalttätigen Demonstrationen bzw. Straßenschlachten gegen die Polizei. Das erste Mal schloss sich die Community zusammen und lehnte sich gegen die ständige Diskriminierung der Gesellschaft auf. Den 28. Juni, der Tag, an dem die Aufstände ihren Anfang fanden, kennen wir als den Christopher Street Day (CSD).

CSD und Pride Month heute

Diese Ereignisse liegen nun schon ein halbes Jahrhundert zurück. Warum erinnern wir immer noch an die Aufstände? Ganz einfach: Weil Menschen auch heute noch diskriminiert, verfolgt und in manchen Ländern für ihre Sexualität und Identität bestraft werden. Habt Ihr etwas über diesen Teil der menschlichen Geschichte in der Schule gelernt? Nein? Ich auch nicht. Im Pride Month und besonders am Christopher Street Day gibt es keine Möglichkeit weg zu schauen. Er ist bunt, laut und schrill. So erhalten wir die Erinnerung an die Menschen, die den Mut hatten zu kämpfen, sich stolz zu zeigen und senden ein Signal:

Heterosexualität ist nicht normaler, als Homosexualität. Oder Bisexualität. Oder Transsexualität. Oder, oder, oder…. Auf dem Regenbogen ist genug Platz für jeden von uns und das ist großartig. Wir sind gegen Diskriminierung, wir lieben Vielfalt und wir kämpfen weiter für unser Recht darauf.

Pride als Werbeaktion

Das bunte Treiben soll also unterstützt werden? Aber sowas von! Problem: Pride existiert nicht nur 1x im Jahr. Die LGBTQAI+ Community ist immer da. Ihr gehört nicht nur dieser eine Monat. 12 Monate 24/7, das ist ihre Zeit des Jahres. In den Medien und Supermärkten ist das aber leider nicht so. Man hat das Gefühl, die Geschäfte und Profilbilder großer Firmen werden wie zu Karneval und Weihnachten geschmückt. Im Juli weichen die Regenbogenfahnen dann wieder der Alltagsdeko.

Warum ist das nicht gut? Durch dieses Verhalten erscheint die Community eben doch wieder nur als Außenseiterin. Man gesteht ihr ihren alljährlichen Auftritt zu, dann verschwindet sie aber wieder in den Kisten bis zum nächsten Pride Month.

Lieber gar nichts machen? Jein. Ernst gemeinte Unterstützung ist gerne gesehen! Diesen Monat und damit die Geschichte von Menschen, die Diskriminierung erfahren haben und immer noch erfahren, für die eigenen Werbezwecke auszunutzen, ist Heuchelei und absolut keine Hilfe. Für sehr viele Menschen ist es eben nicht nur ein Monat, es ist ihr Leben. Sie können nicht einfach nach 4 Wochen wieder aussteigen und die Missstände wieder so stehen lassen, bis es dann im Juni wieder heißt: „3, 2, 1, PRIDE!“, nein. Jugendliche gehen weiter in die Schule, die dem Thema kaum Aufmerksamkeit schenkt. „Schwul“ wird immer noch als allgemein akzeptiertes Schimpfwort genutzt. Homophobie kann nicht nur verletzen, sondern in manchen Fällen auch gefährlich werden. Und ganz ehrlich? Da hilft es keinem, wenn das Bauhaus unseres Vertrauens jetzt nen Hammer mit Regenbogen-Griff verkauft.

Was kann ich tun?

Yay, Du hast bis hier hin gelesen! Dann gehe ich davon aus, dass Du wirklich Interesse daran hast die LGBTQAI+ Community zu unterstützen. Du weißt aber nicht so richtig, wie Du das machen sollst? Es ist gar nicht so schwer 🙂

Informiere Dich. Es gibt inzwischen tolle Accounts auf Instagram und Co., denen Du folgen und dabei auch etwas lernen kannst. Auf Netflix findest Du Dokus wie „The Death And Life Of Marsha P. Johnson“ und „Pray Away“, die ich Dir ans Herz legen kann. Ich verspreche Dir: Der Streaminganbieter Deines Vertrauens hat eine große Auswahl an queeren Podcasts, die auf Dich warten. Oder gönne Dir Bücher wie „Queer Heroes“ von Arabelle Sicardi oder „One Life“ von Megan Rapinoe und Emma Brockes. Es gibt eine tolle und große Auswahl, um mehr über die queere Bewegung zu erfahren. Schau doch auch mal, ob es in Deiner Umgebung queere Vereine gibt, vielleicht kannst Du Dich auch dort engagieren!

Ganz wichtig: Sprich darüber. Erzähle anderen von den Dingen, die Du erfahren hast und auch darüber, was auf dieser Welt schief läuft. Hab keine Angst vor Diskussionen und stehe für Deine Werte ein. Und das nicht nur im Juni 😉

Um es mit den Worten der Band Schrottgrenze zu sagen: „This life is queer, my dear!“, und so soll es auch sein.

Wie steht Ihr zum Pride Month? Erzählt es mir in den Kommentaren! 🙂

Euer Otter

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