Der Herbst beginnt und meine Lebensgeister erwachen so langsam wieder aus ihrem Sommerschlaf. Meine Kreativität und meine Motivation sind viel mehr spürbar. Trotzdem finde ich mich regelmäßig in Situationen wieder, in denen ich z.B. denke „Ich würde so gerne jetzt noch…, aber es ist schon so spät“ oder „Das muss bis zum Wochenende warten“ oder „Ach, für die halbe Stunde lohnt es sich doch eh nicht mehr“ oder oder oder… Aber was wäre, wenn ich einfach mal alle Gedanken, die mich von dem abhalten, was ich tun möchte, ausschalte?
Vor einiger Zeit habe ich ein Buch über die Dinge gelesen, die Sterbende am meisten bereuen. Ungelogen: Die Berichte haben in mir Vieles ins Rollen gebracht. Es mag vielleicht komisch klingen, aber seither frage ich mich öfter, ob ich wohl etwas bereuen würde, wenn ich mich morgen von dieser Welt verabschieden müsste. Ich checke regelmäßiger meine momentane Lebenssituation, suche viel intensiver nach Lösungen, wo ich sie brauche und arbeite härter an Veränderungen, die ich möchte. Doch gar nicht so selten verfalle ich wieder in diese obengenannten Muster. Das hat dann zum Beispiel zur Folge, dass meine Wochenenden super vollgestopft sind, weil ich das Gefühl habe, ich MUSS jetzt alle Ideen der Woche umsetzen, die Zeit maximal genießen. Natürlich funktioniert das meistens nicht wirklich gut.

„Wer seine Zeit zum Leben nach hinten schiebt ist wie der, der wartet bis der Fluss aufhört zu fließen, um ihn zu durchqueren.“
– Horaz
Vor einigen Tagen hatte ich eine kreative Idee, die ich gerne ausprobieren wollte, brauchte dafür aber auch Unterstützung. Mein Freund musste also herhalten 😉 Wie das so ist, konnte ich nicht super pünktlich Feierabend machen und er sprang ebenso von Meeting zu Meeting. Ich wollte das Vorhaben für diesen Tag eigentlich schon abhaken, es war kurz vor Sonnenuntergang, wir hatten beide noch nichts gegessen,… Doch wir haben uns aufgerafft und sind noch losgezogen, um meine Spinnereien zu verwirklichen. Was eigentlich nur ein paar Minuten hätte dauern sollen, hat sich auf mehrere Stunden ausgedehnt. Ich konnte mal wieder etwas tun, was mir Spaß macht, was mich motiviert und inspiriert. Konnte etwas Neues lernen und hatte zudem noch einen super coolen Abend mit meiner besseren Hälfte. Ich konnte abschalten und einfach alles loslassen.
Die große Frage, die ich mir stelle, ist: Warum zur Hölle gelingt mir das nicht jeden Tag?! Ich beschäftige mich seit Jahren mit Achtsamkeit, Meditation, ich weiß, wie man loslässt, ich weiß, dass man sich immer fragen sollte „Was ist das Schlimmste, das mir passieren kann?“ und ich weiß, was mir in meinem Leben wichtig ist. Gute Voraussetzungen sollte man meinen, oder? Keine Ahnung, ob man tatsächlich irgendwann an einen Punkt kommt, an dem man nur noch ganz bei sich ist und jeden Augenblick lebt… Vielleicht gelingt es mir ja noch. Spätestens hoffentlich, wenn ich alt bin. Dann bin ich vielleicht eine Zen-iorin (hahaha, sorry, der musste raus…).
Was ich auf jeden Fall jetzt schon bin, ist Emotionsanalytikerin 😀 Das heißt, ich versuche zu verstehen, warum ich mich so fühle, wie ich mich fühle. Wo ist der Ursprung meines Gefühls, wo gibt es Zusammenhänge und wie wirkt es sich auf mich aus? Das hört sich anstrengend an. Ist es manchmal auch 😉 Es hat mir aber schon in vielen Situationen geholfen. So habe ich herausgefunden, was genau mich immer wieder blockiert, wenn es eigentlich darum geht, mich auszuleben und zu genießen. Am häufigsten ist es Angst. Angst, nicht die volle Leistung zu bringen, Angst mich oder andere zu enttäuschen, Angst bei etwas Neuem zu versagen,… Klar, es kommt immer darauf an, um was es eigentlich geht. Ich habe natürlich keine Angst davor, abends noch aus zu gehen oder so… Aber der Gedanke, am nächsten Morgen nicht fit bei der Arbeit zu sein, stresst mich.
Also, was wäre, wenn ich 2 Stunden weniger Schlaf in Kauf nehmen würde? Würde ich am nächsten Tag 2% weniger Leistung bei der Arbeit bringen, weil ich müde bin? Vielleicht. Was wäre, wenn ich öfter auf Bequemlichkeit verzichten würde? Darauf fällt mir nicht mal eine Antwort ein, außer: Ich würde leben. Einfach mehr leben. Challenge accepted 😉