Wie sich die Liebe anfühlen soll, davon hat jeder von uns eine bestimmte Vorstellung. Idealerweise macht sie alles leicht, schön, rosa, plüschig, wolkig weich, aufregend. Ein wunderschönes Feuerwerk aus bunten Lichtern.
Doch was ist mit den Feuerwerken, die nicht schimmernd ihre Farben in die Welt sprühen? Was ist mit denen, die einfach nur laut knallen, vielleicht kurz flackern und dann einfach erlöschen?
Der berühmte Herzschmerz aus den Hollywoodfilmen, der doch letztendlich dem Aufspüren der „wahren“ Liebe dient, wir kennen ihn alle. Und ja, wir hoffen nach jeder Trennung, dass das nicht wirklich ein Ende, sondern der Anfang unseres Märchens ist.
Es tut mir leid… Mir ist klar, dass sich das liest wie der verlorene Glaube an die Liebe. Ich würde mir wünschen die Liebe unrealistischer, träumerischer sehen zu können. Wer träumt nicht von dem einen Seelenverwandten, mit dem nichts schwer ist, der uns ohne Worte versteht, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist?
Es ist auch nicht so, dass ich keinen Sinn für Romantik hätte. Zugegeben, sie ist mir etwas abhanden gekommen in den letzten Jahren. Sie hat nicht mehr so viel Raum, wie früher. Trotzdem gehöre ich zu den Menschen, die bei gut geschriebenen oder gespielten Liebesgeschichten, heulen. Ich fiebere mit, schreie die Darsteller*innen an, wenn sie sich doof anstellen… Bekommen sie sich, bekommen sie sich nicht? Ring und Blümchen oder Gift und Dolch? So oder so: Es bleiben Geschichten.
In unserer, der realen Welt, sehe ich Menschen, die sich lieben, ja. Was ich viel öfter beobachte sind jedoch eher sowas wie stille Abmachungen, das Leben miteinander zu verbringen. Menschen, die sich nicht gut tun. Manchmal Partnerschaften, die einseitig verlaufen. Es gibt so viel, das ich nicht sehe, was doch aber da sein sollte, wenn man sich liebt. Oder?
Es kommt vor, dass wir jemanden kennenlernen, mit dem wir so hell leuchten, dass es fast schon blendet. Doch auch die hellsten Sterne können erlöschen. Die Frage ist, ob das so schlimm ist? Vor einigen Jahren hätte ich auf jeden Fall mit Ja geantwortet. Die Idee einer großen Liebe zu verlieren, bedeutet auch eine Art Sicherheit zu verlieren. Sowas kann beängstigend sein. Etwas, das man sich aufgebaut hat – gemeinsam – stürzt in sich zusammen und es bleibt ein Haufen Gerümpel, Macken, Staub, Verletzungen.
Warum lernen wir nicht von Anfang an, dass man auch aus Gerümpel Neues erbauen kann? Warum lernen wir nicht sofort, dass wir dafür nicht unbedingt eine andere Person brauchen? Ein Beziehungsende bedeutet nicht zwangsläufig einen Menschen gänzlich zu verlieren. Es bedeutet nicht mal, dass man sich gegenseitig wehgetan hat oder keine Liebe mehr spürt. Pläne ändern sich, man steht vor einer Weggabelung und kann sich nicht für dieselbe Richtung entscheiden. Nur dieses Gefühl, die Liebe, reicht nicht aus um gemeinsam zu leben. Auch das Gefühl von Sicherheit ist kein Grund einen Weg gemeinsam weiter zu gehen… Träumen, überschwänglich sein, sich verlieben und gemeinsame Zeit auskosten… Ich bin dafür! Alleine das zeichnet aber nicht die Qualität einer Partnerschaft aus. Alleine das verspricht noch lange nicht das Glück .
Ich weiß gar nicht, welche Vorstellung der Liebe realistisch und gut ist ehrlich gesagt. Diese romantisierte Version hat mich bisher jedoch nie auf Dauer glücklich gemacht und auch nicht gehalten, was sie versprach. Nach jedem Ende einer Beziehung habe ich persönlich gelernt, dass Menschen immer ein bisschen mehr ein Ich als ein Wir sind. Wir verschmelzen nicht zu einem herzförmigen Klumpen und dafür sollten wir sogar dankbar sein.
Es müssen nicht immer die großen Gefühle und ernsten Partnerschaften sein, die unserer Welt die Farben verleihen. Manchmal sind es die kurzen, die mit einem lauten Knall einfach wieder verschwinden. Wir müssen es nicht immer bis zum Status „Rosarot“ schaffen und ich finde es ungesund, dass das irgendwie eine allgemeine Erwartungshaltung ist. Wir brauchen Nahrung und nicht jede Umgebung hält das riesen Buffet für uns bereit, so ist das eben. Fast Food muss deswegen nicht schlecht sein 😉
Beziehungstipps? Keine Ahnung. Ich glaube nicht daran, dass es ein Rezept dafür gibt oder irgendwelche Richtlinien. Ich denke, man sollte aufrichtige Gefühle haben und bereit für ein gemeinsames Leben sein. Nichts lässt sich lenken, nichts ist einfach so da. Es ist eine Kunst mit dem umzugehen, was der Alltag bringt und dabei nicht die Begeisterung zu verlieren. Daran ändert die Gründung einer Familie oder eine Hochzeit auch nichts.
Liebe kann unendlich traurig sein, aber auch erfüllend und fröhlich. Liebe ist abstrakt, nicht zu fassen und nicht einschätzbar. Sicher, sie braucht regelmäßige Träumereien und Leichtigkeit. Sie wird aber auch nie ohne Realismus und Arbeit funktionieren. Auch wenn das dem Ganzen ein eher nüchternes Gewand verleiht, mir hat diese Einsicht geholfen gelassener zu werden und mehr einfach auf mich zukommen zu lassen, Erwartungen runter zu schrauben.
Ein gemeinsames Leben besteht aus mehr als nur einem Gefühl. Und alleine die Anwesenheit romantischer Gefühle heißt gar nichts. So sehe ich das… Realistisch gesehen ist die Liebe also aufregend, schön, plüschig, manchmal verdammt schwer, herausfordernd und treibt uns an unsere Grenzen. Denn wie sollen wir sonst wachsen?
Euer Otter
3 Antworten zu “Die Vorstellung von Liebe”
Wunderschöne Worte zu einem sensiblen Thema.
Ja, die Vorstellungen von Liebe verändern sich. Die Erwartungen an die Liebe werden enttäuscht. Alles ist Veränderungen unterworfen. Liebe bedeutet auch sehr viel Rücksichtnahme und die Kunst dabei ist sich selber auch zu lieben.
Leider mischen sich immer andere Menschen ein und geben Dir ungewollt Ratschläge. Und ein riesiges Problem entsteht wenn man sich bei einem Menschen so wohl fühlt, das man alles für diese Beziehung machen möchte damit der andere glücklich ist. Dann verliert man sich und es wird alles ungesund.
Mein Mann ist so jemand. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung aus Liebe und bleibt dabei nicht er selber. Er will keine Fehler machen und schaut deshalb bei anderen um zu lernen damit er es besser macht. Damit stürzt er sich in ein unnötiges Chaos. Er versucht mit Logik an die Liebe heranzugehen und bringt damit alles durcheinander.
Logik und Gefühl passen halt manchmal nicht zusammen.
Woher ich das weiß? In Stresssituationen wo er spontan und schnell reagieren muss, dann ist er „Er selber“!!!!
Und dann zwitscht er wieder um und schaut nach anderen und deren Vorstellungen. Es ist immer eine Qual ihm zuschauen zu müssen wie er Tag täglich mit sich selber kämpft um ein guter Ehemann und Vater zu sein und deshalb seine eigenen Gefühle mit Logik angeht.
Liebe empfinde ich als: Diese Gefühl wenn man sich einfach nur wohlfühlt mit einer tiefen Verbundenheit. Dieser Moment ohne Angst oder irgendwelchen Vorstellungen die nicht erfüllt werden können. Du schaust in Augen die lächeln und Du spürst einfach nur diese Verbundenheit. Es zählt nur dieser Moment. Du bist einfach nur in diesem Moment.
Danach kommen aber leider immer wieder unsere Gedanken und Vorstellungen die uns eingeprägt worden. Dir wir gelernt und erfahren haben. Die Gedanken und Reaktionen die wir in dieser Gesellschaft anwenden um zu bestehen. Die Blickwinkel von anderen denen wir unaufhörlich ausgesetzt sind. Die Erwartungen des Umfelds und der Gesellschaft die uns zwingt Dinge zu tun die wir vielleicht gar nicht möchten oder anders machen würden.
Und in diesem Chaos bedeutet es nicht nur sich selber zu sehen oder sich auf den andern zu fixieren.
Liebe ist chaotisch, verwirrend, anstrengend und trotzdem wunderschön und sehr schwer in Worte zu fassen. Denn es verändert sich ständig und man kann es nie planen und den Vorstellungen unterwerfen.
Habt alle einen wunderschönen Tag voller Liebe, Lächeln und ganz viel Geborgenheit 😉
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Danke für deinen Kommentar! ❤
Stimmt, man sollte sich nie selbst verlieren oder sich für jemand anderen verbiegen müssen. Ich wünsche deinem Mann, dass er das irgendwann erkennt und sehen kann, dass du ihn so liebst, wie er ist.
Alles Liebe,
der Otter
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Das wäre schön.
Leider hält er bis jetzt an seinen Ängsten fest und an seinem Pessimismus. Diesen hat er als Schutz für sich aufgebaut um nicht verletzt zu werden. Er ist der Meinung das man immer mit dem schlechtesten rechnen muss, denn jeder denkt nur an sich.
Es ist schlimm das sich ihm keine Beispiele sagen kann um ihm zu zeigen das es auch anders geht. Er benutzt sogar harte Worte um nicht als Weichei zu gelten und für sich seine Sensibilität zu unterdrücken.
(Fressen, saufen, Viecher, bucklige Verwandtschaft, u.s.w.😢)
Und für mich fühlt es sich nicht richtig an in einer Beziehung den anderen dauernd zu kritisieren und zu vergleichen.
Damit mache ich es ganz genauso. Und er seine Entscheidung zum Pessimismus wird gestärkt.
Die Liebe kann unendlich kompliziert sein!! 😉
Und doch gibt es diese Momente: Du schaust nur auf und in die Augen und verstehst dich ohne Worte.
Es ist dieses leichte Lächeln und das Lächeln der Augen das Dir unheimlich viel Kraft und Stärke gibt. Dieses Wissen der Geborgenheit und der Wärme der Liebe.
Bis er versucht seiner Logik zu folgen.
Wie Du sagst: Beziehungstipps, keine Ahnung und will ich auch nicht.
Wenn meine Logik versucht darüber nachzudenken. Lenke ich mich ab um nicht in Vorstellungen zu landen und Erwartungen aufzubauen.
Ich lebe und bin einfach ich selber. Mehr kann ich nicht machen.
Es funktioniert oder nicht. Kann ich nicht beeinflussen, denn dann bin ich nicht mehr ich und verstelle mich für irgendwelche Gedanken die nur ich selber habe.
Es ist schön manchmal über die Liebe nachzudenken. Leider neige ich dazu im Alltag und der Routine mehr auf die Worte und Vorstellungen der anderen zu achten.
Auch wenn man es nicht will: Es hinterlässt Spuren.
Danke für Deinen Blog
Es ist schön in der Alltagsroutine sich durch das Lesen, wieder etwas bewusster zu betrachten.❤
Alles Liebe und ein Lächeln für alle Otters dieser Welt 😊😉
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