Es geht uns gut, gerade läuft alles ganz normal und es gibt vermeintlich keinen Grund Trübsal zu blasen. Doch plötzlich schlägt sie zu: Die Depression. Vielleicht sofort in voller Pracht, vielleicht schleicht sie sich auch erstmal an. Oft ignorieren wir die Anzeichen, spielen herunter, dass es uns nicht gut geht, wollen stark erscheinen und uns auch einfach nicht damit auseinandersetzen, was gerade in uns passiert. Es kommt außerdem vor, dass wir nicht wissen, mit wem wir reden sollen und wenn wir es tun, ist nicht gesagt, dass wir ernst genommen werden und uns wird die erhoffte Hilfe nicht gewährt.
Anzeichen einer Depression sind nicht immer sofort klar erkennbar. Ganz langsam entfernen wir uns zwar ein bisschen von dem Glauben, dass es sich hierbei um ein Tabuthema handelt, über das wir nicht sprechen sollen, dennoch wird im Alltag zu wenig darüber informiert, wie wir Symptome identifizieren und damit umgehen können. Ein einziger Beitrag kann natürlich kaum alle Aspekte des Themas abdecken, deswegen möchte ich hier heute hauptsächlich auf Anzeichen eingehen, die möglicherweise auf eine Depression hindeuten. Wie immer auch hier die Anmerkung: Ich bin keine Psychologin und spreche ausschließlich über Erfahrungen, die ich persönlich oder Menschen in meinem Umfeld gemacht haben.
Zunächst ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden, ob man gerade einfach down, etwas überarbeitet und gestresst ist oder ob man sich bereits in einer depressiven Phase befindet. Noch schwieriger ist das für Menschen einzuschätzen, die vorher noch nie mit dieser Problematik zu kämpfen hatten. Ich denke, dass es mit Sicherheit hilft zu beobachten, über welche Zeiträume man sich niedergeschlagen fühlt. Bemerkt man die Veränderung schon über mehrere Wochen, Monate, Jahre,… oder hält sie erst seit Kurzem an und man kann sie z.B. auf ein bestimmtes Erlebnis zurückführen und erklären?
Wenn man an Depressionen denkt, verbindet man dieses Wort häufig mit Traurigkeit und ja, das ist durchaus ein Symptom. Man ist scheinbar grundlos traurig, weint aus dem Nichts heraus und fühlt sich verzweifelt. Doch das ist nur eins der Gefühle, die diese Krankheit mit sich bringen kann. Es ist möglich, dass man mehr Angst oder Unsicherheit empfindet, dünnhäutig und überaus reizbar ist, bis hin zur absoluten Gefühlslosigkeit. Vor allem dieses Abhandenkommen sämtlicher Gefühle ist, finde ich, alarmierend. Man begeistert sich für nichts, freut sich auf nichts, es ist nicht mal so, dass einem alles egal ist, da ist dann einfach…Nichts. Dagegen anzukommen, ohne Hilfe, ist mehr als eine Herausforderung und zudem eine große Belastung für das soziale Leben.

Der Kontakt zu Freunden und Familie leidet sehr oft, wenn man gerade eine Depression durchmacht. Man möchte dann keinen sehen, alles und jeder ist zu viel, schon alleine eine kleine Nachricht zu tippen, wird zur Belastung, an Telefonate oder gar persönliche Verabredungen möchte man überhaupt nicht erst denken und sagt diese auch meistens ab. Das Aufstehen fällt schwer und es kann dazu kommen, dass man sich selbst und auch seinen Lebensraum vernachlässigt, weil einem alles wie eine große Last vorkommt oder auch, weil man das Gefühl von Wertlosigkeit verspürt. Vor einigen Jahren steckte ich in einer Depression und konnte mir selbst nicht erlauben im Bett zu schlafen, sondern blieb auf der Couch, obwohl das unbequem war und ich so noch weniger Schlaf bekam, als eh schon.
Hand in Hand gehen Gedankenkreisen und Schlaflosigkeit. Zweifel an sich selbst, an der Beziehung, an Freundschaften oder dem ganzen Leben nagen an einem. Das Gefühl festzustecken, nicht gut genug zu sein (andere sind immer besser) und alles falsch zu machen ist ebenfalls nicht ungewöhnlich. Der Verlauf kann bis zu Suizidgedanken und im aller schlimmsten Fall dem tatsächlichen Begehen dessen führen.
Eine Depression ist nicht gleich eine Depression, es gibt verschiedene Schweregrade, wie bei anderen Krankheiten eben auch. Das heißt nicht, dass sie bei einem unauffälligerem, „sanfterem“ Verlauf nicht genauso ernst zu nehmen ist. Vor allem müssen diese vielen verschiedenen Gemütszustände für andere überhaupt nicht zwangsläufig sichtbar sein, eine Depression kann sich in Gesellschaft manchmal sehr gut tarnen.
Also nein, depressiv zu sein bedeutet nicht nur traurig oder mies gelaunt zu sein. Etwas im Innern übernimmt die Kontrolle, Gedanken und Emotionen verändern sich so massiv, dass es Einfluss auf das ganze Leben hat. Einfach etwas dagegen tun? Nun, das ist nicht einfach. Während einer Depression bedeuten die kleinsten Aufgaben, wie z.B. einen Termin beim Arzt ausmachen, einen riesen Kraftaufwand und benötigen viel Überwindung. Dementsprechend kann sich die Erkrankung auch auf das Berufsleben auswirken. Der Körper mag vielleicht funktionieren, doch innerlich ist man gelähmt.
Gründe und Hilfe
Auf diese zwei Punkte möchte ich nur kurz eingehen:
Gründe für eine Depression können sehr verschieden sein. Fehlendes Selbstwertgefühl, schlechte Erfahrungen, die nicht verarbeitet wurden, Leistungsdruck und anhaltender Stress, Identitätskrisen, zu hohe Erwartungen an sich selbst, Dauerbelastung, es gibt die sogenannte postnatale Depression (Wochenbettdepression) oder auch die Winterdepression,…

Was gegen die Depression helfen kann, sind häufig Dinge, die uns genau in dieser Zeit aber auch schwerfallen. Raus gehen, mit Freunden und der Familie reden, Sport treiben, achtsam mit sich selbst umgehen, sich selbst bewusst werden, sich vielleicht eingestehen, dass man eine Situation (Job, Beziehung,…) loslassen muss, auch wenn es schwerfällt und sich wie Versagen anfühlt. Aktiv sein, sich Ziele setzen, sich auch professionelle Hilfe suchen und annehmen. Eine depressive Phase KANN auch ohne Hilfe wieder besser werden. Sie kann aber auch genauso wieder aus dem Nichts auftauchen. Deswegen empfiehlt es sich auf jeden Fall mit einem Profi darüber zu sprechen, der einem auch Methoden an die Hand geben kann, mit dieser Situation umzugehen. Da es meist Wochen und manchmal sogar Monate dauern kann, bis man überhaupt einen Termin bei einem Psychologen bekommt, gibt es auch freie Beratungsstellen, z.B. von der Caritas und man kann sich telefonisch oder per Chat bei der Seelsorge melden. Dies kann eine hilfreiche Überbrückung bis zum Therapiebeginn sein.
Was nicht hilft sind Sätze wie „Das wird schon wieder“, „So geht`s doch jedem mal“ oder „Stell Dich nicht so an“. Stattdessen kann man betroffene Personen unterstützen, z.B. indem man fragt, wie es demjenigen geht, bei der Suche nach einem Psychologen helfen oder versuchen ohne Druck die Lust für kleine Unternehmungen zu wecken.
Diese Krankheit kann jeden treffen. Alter, sozialer Status, Erfolg,… Das alles muss keinen Einfluss darauf haben. Eine Seele bleibt verletzt, auch wenn im Außen scheinbar alles rund läuft.
Ich hoffe, Euch geht es gut! Solltet Ihr mit Depressionen zu kämpfen haben, scheut Euch nicht darüber zu sprechen und Hilfe anzunehmen 🙂
Passt auf Euch auf,
Euer Otter